Donnerstag, 19. März 2015

Auf Trallafitti in Dänemark - Einmal rund um Jütland


Ich sollte jetzt wohl einen Beitrag über Sri Lanka schreiben, aber irgendwie ist das aktuell nicht möglich. Ich hänge gedanklich der Reise noch extrem hinterher und kann bisher meine subjektive Meinung noch überhaupt nicht kundtun, meine objektive Meinung erst recht nicht. Was mache ich also, ich schreibe über eine kleine Reise, die schon Jahre zurück liegt - und mir gleichzeitig sehr am Herzen. 2008 war ich Volontärin in Hamburg und habe im Sommer nur eine einzige traurige Woche Urlaub bekommen. Die habe ich dann mit Thomas und unserem damals noch einigermaßen quietschfidelen VW Bus gemeinsam in Jütland verbracht. Bitte entschuldigt die Qualität der Fotos, aber das ganze liegt technisch gesehen ja schon 2 Jahrhunderte zurück.


Dänemark sollte allen ein Begriff sein, ganz viele Nordrhein-Westfalen meiner Generation haben dort ihre Sommerferien verbracht und viele Norddeutsche wohl sowieso. Für mich ist Dänemark nicht wie für die meisten Blogger nur die hippe Hauptstadt Kopenhagen, nein, für mich bedeutet Dänemark hauptsächlich die Halbinsel Jütland, der Zipfel oberhalb von Schleswig-Holstein. Über Falster, Lolland, Seeland und Møn könnte ich auch noch was schreiben, aber Jütland gefällt mir einfach viel besser. Vielleicht schreibe ich eher sogar mal was über Kopenhagen, denn toll ist es dort ohne jede Frage!

Aber jetzt widme ich mich Jütland. Kaum bin ich da, kann ich sofort von allem Alltagsstress abschalten, finde Ruhe und Glückseeligkeit. Das ist Dänemarks Hauptstärke. Zufriedenheit zu vermitteln. Und außerdem liegen in Jütland meine absoluten Traumstrände. Auch nach Reisen durch Australien, Thailand und Urlaub auf Sri Lanka, meine Definition von Strand ist und bleibt ein sommerlicher Strand an der dänischen Nordseeküste. Steigt man die Düne empor (die gehört natürlich zu einem ordentlichen Strand dazu), dann schaut man aufs glitzernde Meer, den nicht enden wollenden Sandstrand und vielleicht auf einen von der Nordsee angeknabberten Bunker. Eventuell liegen dort noch ein paar Steine, Taue und Baumstämme, aber keine Menschen. Besser gesagt: Der Strand ist leer. Das macht das Strandleben heutzutage etwas schwierig für mich, alle anderen Strände auf der Welt sind für mich überfüllt, selbst am einsamsten Strand an der neuseeländischen Küste laufen immer noch 2 andere deutsche Touristen rum. Und sogar in Dänemark habe ich inzwischen gemerkt, dass in den Dünen doch einige andere Menschen liegen. Am Strand selbst ist es halt leider meist viel zu windig. Und die Sonne scheint in Warheit auch gar nicht immer, aber... Schwamm drüber!


2008 kam uns auf Grund der einen, doch sehr knappen Urlaubswoche die Idee, Jütland zu umrunden und Skagen als unser persönliches Nordkap zu betrachten. Also sind wir losgefahren, den Bus vollgepackt mit Lebensmitteln und Campingzeug. Wir haben unsere Fahrräder mitgenommen um ein paar Städte zu erkunden, Århus und Aalborg lagen nämlich auch auf unserer Route. Gebraucht habe ich dafür aber eher meine Gummistiefel.

Rauf in Richtung Norden, die Ostsee im Blick


Los geht es mit einem Aufenthalt an der dänischen Seenplatte bei Skanderborg. Hier liegen am schönen See Mossø auch die höchsten Erhebungen des Landes, der Møllehøj ist mit 170,86 m der höchste Berg Dänemarks. Immerhin 54,84 m höher als der höchste Berg Hamburgs, der Hasselbrack mit 116,02 m. Man merkt, ich liebe die Berge! Daher haben wir auch den Himmelbjerget bestiegen und den Ejer Bavnehøj. Dänemark mal ganz anders, ohne Strand und Dünen und trotzdem sehr schön. Aber die Berge sind dann doch wohl eher Hügel...


Nach den wagehalsigen Bergabenteuern ging es für uns kurz darauf schon wieder zurück ins pralle Leben nach Århus, auf einen kleinen Stadtbummel.


Ist man im städtischen Umfeld in Dänemark unterwegs, dann kann man die Dänen wirklich nur beneiden. So viel Stilbewusstsein und Understatement, das können nur Skandinavier. Und auch wenn Dänemark noch nicht wirklich Skandinavien ist, schicke Einrichtungsgegenstände und nette Cafés können sie echt verdammt gut. Neid. Wir gehen an Kanälen spazieren, besuchen den Hafen und machen und dann auf, um noch einen Schlafplatz außerhalb der Stadt zu finden. Und den finden wir an einem meiner Lieblingsplätzen der gesamten Reise.


Am Leuchturm in Ebeltoft stehen wir mit unserem Bus idyllisch ruhig und freuen uns über das Discolicht, welches der Leuchtturm nachts in unseren Bus strahlt. Am nächsten Tag erkunden wir die Umgebung, aber die Fotos sind wirklich nicht vorzeigenswert. Vielleicht noch eins mit unserem Bus. Aber ansonsten schicke ich ordentliches Unverständnis vom Jahr 2015 rüber ins Jahr 2008. Was haben wir uns damals nur gedacht, als wir diese dusteren Aufnahmen bei nur leicht bewölktem Himmel gemacht haben...


Weil es uns hier so gut gefällt, bleiben wir den ganzen Tag in der Ecke. Wir schauen uns Knebel und Ebeltoft an, besonders letzters ein hyggeliges (dänisch für gemütlich) dänisches Nest! Wir spazieren durch Felder, schwimmen mit einem Wal (oder wenigstens nur ein paar hundert Meter entfernt von ihm) und übernachten wieder am Leuchtturm. Tags drauf beginnt der Regen. Der begleitet uns leider recht lange, so dass wir den Mariager Fjord nur erahnen und uns Aalborg nur in stömendem Regen anschauen können. Das zermürbt, wir können den Bus kaum verlassen. Aalborg ist bestimmt ein tolles Erlebnis an einem sonnigen Sommertag. Aber leider nicht an einem total verregneten. Dabei läuft in der Partymeile "Sunshine Reggae" als wir hindurchspazieren. Was hier wohl bei gutem Wetter los ist? Hilft aber alles nichts, auch am nächsten Tag bleibt uns Gewitterwetter treu und wir fahren viel. Erst kurz vor Frederikshavn lacht die Sonne wieder und wir mit ihr.


Das Wetter bleibt uns eine kurze Weile wohlgesonnen und wir können einfach mal nur am Strand in der Sonne abhängen. Da eine Woche aber viel zu kurz zum Faulenzen ist, wollen wir weiter und die regenfreie Zeit ausnutzen. Wir schauen uns die riesige Wanderdüne Råbjerg Mile an, stapfen durch die Unmegen von Sand und erfreuen uns an den Panoramen. Wahnsinnig toll! Es sieht wieder nach Gewitter aus, aber sowohl auf der Wanderdüne, als auch später in Skagen und Grenen bleibt es trocken. Dafür sehen wir am Horizont ständig Blitze zucken. Sommerurlaub à la Dänemark.



Am Skagen, ganz vorne an der Spitze, waren wir schon oft. Hier trifft man Seehunde, Eiderenten, viele Italiener, sowie Nord- und Ostsee gleichzeitig. Man kann ganz gut erkennen, wie die beiden Gewässer aufeinandertreffen und ordentlich Rabatz machen. 



Unser Ziel haben wir somit erreicht, das Nordkap Dänemarks. Das bedeutet, ab jetzt begeben wir uns auf die Rückfahrt.

Wer etwas länger Zeit hat sollte sich noch unbedingt Rubjerg Knude anschauen, den von einer riesigen Sanddüne überrollten Leuchturm bei Lønstrup. Super schön, tolle Ausblicke auf die tief unterhalb tosende Nordsee, aber wegen des verflixten Flugsands auch sehr gefährlich für Fotoapparate...


Weniger spektakulär aber auch sehr schön, "den tilsandede kirke" südwestlich von Skagen. Dort wurde das 1805 Kirchenschiff der kleinen Kirche wegen starker Versandung abgerissen und heute steht noch der trutzige weiße Kirchturm in sehr schöner Heidelandschaft.

Runter Richtung Süden, die Nordsee an unserer Seite


Rückfahrt. Das Wetter genießen. Wir schlendern durch Dünenlandschaften, Heide und Sand. Es riecht überall so gut, nach Sommer und Wärme. Ich möchte hier nie wieder weg. Wir sind auf der Suche nach einem Ort aus meiner Kindheit, eine Kirche ganz nah am Abhang, ganz nah an der Nordsee. Vielleicht ist es Rabjerg Kirke? Nein, ist es nicht. Wir fahren weiter. Wir wandern zu den Rabjerg Stenen, die Heide blüht und das Meer am Ende des Weges ist wild und die Dünen extrem angefressen. Weiter geht es.

Ein toller Ort für eine kleine Expedition ist der Vogelfelsen Bulbjerg an der Jammerbucht. Der einzige Vogelfelsen des Landes lässt sich ganz leicht erwandern und zur richtigen Jahreszeit kann man dort Dreizehenmöwen beim Brüten beobachen. Leider haben wir diesmal keine Zeit für den Felsen... Es geht immer weiter, an der Nordsee tolle Strände, aber Parkverbot für Camper. Wir übernachten an einem altbekannten Platz in Hanstholm, wo wir vor unseren Norwegen Reisen schon mal übernachtet haben. Wie gerne möchte ich jetzt auf eine Fähre und rüber nach Norwegen fahren. Hach, schweres Herz.

Es folgen unzählige wilde, weite, menschenleere Nordseestrände. Thy, Klitmøller, Nørre Vorupør, Vangså, Agger Tange... Thomas badet und surft, ich lese und trinke Kaffee. Nächster Halt, Limfjord. Hier kann man toll rasten und Vögel beobachten. Und später in Thyborøn das Sneglehuset anschauen. Hat mich als ich klein war sehr beeindruckt, musste ich jetzt nochmal hin. Ein ganzes Haus verziert mit Muscheln und Schneckenhäusern. Aber hauptsächlich beeindruckt uns stets die Macht des Meeres und wie es hier die Küstenlandschaft formt.


Wir übernachten am Bovbjerg Fyr, genießen Ausblicke, das Leben mit dem Bus direkt am Strand und freuen uns über das gute Wetter. Kochen mit Blick aufs Meer. Schmecken die salzige Luft. Besteigen den Leuchturm bei Hvide Sande und machen richtigen Sommerurlaub mit viel Nichtstun. Leider ist inzwischen schon Samstag und die Reise so gut wie vorbei. Eine Woche ist viel zu kurz. Wir schaffen es bis Nymindegab, morgen gehts heimwerts nach Hamburg. Doch vorher wird der letzte Abend zelebriert. Wir können mit herrlichem Ausblick parken und grillen. Und bevor die Sonne untergeht wird es ganz mystisch. Durch den Nebel hindurch geht es mit dem Rad zum Strand, ohne Rad die Dünen hoch, hinter den Dünen wartet ein schöner Sonnenuntergang auf uns - und ganz viele sich auf unser Blut freuende Gnitzen.



Ich sag ja, Sonnenuntergänge sind nichts für mich! Und dann ist die Woche wirklich rum und der Bus schafft es noch einmal zurück nach Hamburg. Auch ein Erfolg.

Reiseliteratur:

Für Dänemark gibt es erstaunlich wenig gute Reiseliteratur, insbesondere für Jütland. Wir sind in Dänemark unterwegs mit folgenden Reiseführern:

"Mit dem Wohnmobil nach Dänemark - Anleitung für einen Erlebnisurlaub" von Thomas und Yvonne Seiter aus dem Womo Verlag

"Dänemarks Nordseeküste" von Roland Hanewald aus dem Reise Know-How Verlag

Insbesondere der Womo Reiseführer gibt viele Hinweise auf kleine Wanderungen am Wegesrand, weist auf schöne Picknickplätze hin und ist eine gute Inspirationsquelle, auch für Menschen, die ohne Wohnmobil unterwegs sind.

3 Kommentare:

  1. Hallo Tine,
    das ist ein toller Beitrag zu Dänemark und dem Urlauben dort. Ich bin hier zufällig hingelangt, da Kaddy von unterwegsmitdroeppel.de heute in einem Post auf dich verlinkt hat. Aber ich denke ich werde jetzt öfter mal vorbei schneien. Ich lasse schon mal viele Grüße hier,
    Mario

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    1. Hallo Mario,

      Danke!!! Freu mich Dich hier wieder begrüßen zu dürfen ;-)

      Alles Liebe, Tine

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Ich freue mich über jeden Kommentar. Und wenn er nett ist noch viel mehr!

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