Samstag, 20. September 2014

Eine regenreiche Woche in Oberstdorf und wie es ist von einer Kuh umgerannt zu werden

Aber bevor wir zu den schmerzlichen Erfahrungen der Reise kommen, erstmal nur idyllisches. Ich kenne das Allgäu bisher nur im Winter von kleinen Wochenendausflügen und von einem herbstlichen Kurzbesuch vor ein paar Jahren am Forggensee. Aus Hamburg war die Anreise damals doch zu weit. Dieses Jahr war für mich der Erste Sommer hier im Süden und trotzdem habe ich es nicht geschafft in die Berge zu fahren, das Wetter war einfach zu unbeständig. Aber jetzt im September war es soweit, ich habe meinen Bruder für eine Woche nach Oberstdorf begleitet. Auf uns haben saftige Wiesen, hübsche Kühe und urige Almen gewartet. Und natürlich viele, viele majestetische Bergspitzen.

 



Oberstdorf als Ausgangspunkt ist super, gerade wenn man sich noch nicht so gut auskennt in der Gegend und nicht ganz so viel Zeit mitbringt. Gewohnt haben wir in einer Ferienwohnung im Ortsteil Tiefenbach, etwas oberhalb vom Hauptort. Wir wollten gerne einige Wandertouren machen.  


Wir haben aber letztendlich weniger unternommen als gedacht, weil es in den Tagen viel geregnet hat, wie ja überhaupt diesen Sommer in ganz Süddeutschland. Höhepunkt unserer Aktivitäten war somit die Wanderung über das Gottesackerplateau direkt zu Beginn des Urlaubs.
 

Vom Kleinwasertal ging es ein Stück den Berg per Seilbahn hinauf zur Ifenhütte und dann weiter zu Fuß hoch zum Hahnenköpfle (2085 m). Tolle Ausblicke in jede Richtung, die Pfiffe einiger Murmeltiere und Bergdohlen am Gipfelkreutz waren der Lohn für den Aufstieg. 


Der Abstieg über das Gottesackerplatau erforderte dann eine ordentliche Portion Trittsicherheit, das Karstgestein besticht nämlich durch tiefe Furchen und scharfe Kanten. Nachdem das Plateau gemeistert war ging es hinab ins Tal, langsam wurde die Landschaft wieder beschaulicher und lieblicher..


Auch wenn wir an diesem Tag beileibe nicht alleine dort oben unterwegs waren, konnte man doch die Weite und Einsamkeit in manchen Momenten genießen. Wir mussten dafür aber immer wieder Lärmwanderer abhängen. 


An den nächsten Tagen waren wir eher spazieren als wandern. Das Gute an Oberstdorf ist zum Glück, dass man schnell richtig raus ist aus dem Ort, in ein paar Minuten befindet man sich in gefühlter Wildnis. 


Wir haben in kurzen Spaziergängen und kurzen Wanderungen kleine Seen um den Ort erkundet, wie den Moorweiher mit seinen tollen Spiegelungen und den Christlessee im herbstlichen Nebelzauber. 


Spektakulär fanden wir die Tobel rund um Oberstdorf. Tobel sind enge, trichterförmige Täler, durch die kleine Flüsse ins Tal stürzen. Nach dem ganzen Regen haben uns diese mit beeindruckenden Wasserfälle erfreut.


Da das Wetter aber immer wieder drohte zu kippen und wir nicht viel von den Bergen um uns rum sehen konnten, blieb uns nichts anderes übrig als uns mit den naheliegenden Touristenzielen zufrieden zu geben. Schön sind diese ja auch, aber ich hab Naturschönheit auch gerne mal ganz für mich. Da bin ich doch sehr egoistisch. Und das ist rund um Oberstdorf dann doch nicht so ganz einfach. Und am Freibergsee schon mal gar nicht. Dafür kam dort sogar mal die Sonne raus und wir hätten sogar das Freibad besuchen können. Wir haben uns aber mit etwas die Nase in die Sonne halten und einem kühlen Bier im Biergarten begnügt.


Das Wetter wollte zum Ende unserer Woche in den Alpen nicht besser werden, sondern wurde immer schlechter. Da half leider auch nicht mit Seifenbalsen auf die doofen Regenwolken zu schießen. Aber einen Versuch war es wert!


Zu guter Letzt waren wir also trotz Schietwetter noch am südlichsten Ort Deutschlands, in Einödsbach. Dank Nieseregen und Nebelwolken wirklich etwas öde. Das tolle Bergpanorama welches man dort haben soll, wir haben es nur erahnen können. Und selbst das fiel noch schwer. Dafür sind wir trotz Regen etwas weiter taleinwerts gelaufen, durch Matsch und Glitsch und sind bei der Breitengernalpe außerordentlich urig eingekehrt und konnten so auch dem heftigsten Schauer des Tages entkommen.


Auch ohne Aussicht war die Tour somit ein Erfolg, denn trotz Mistwetter habe ich meine 50 km für die bronzene Wandernadel in den paar Tagen zusammenwandern können. Was für ein Erfolg! Allerdings gibt es leider keinen richtigen Wanderpass mit Stempeln wie zum Beispiel im Harz, sondern nur ein Blättchen zum selbst ausfüllen. Es kann also nach Herzenslust geschummelt werden. Die 3,10 Euro für die Wandernadel muss man so oder so bezahlen.

Oberstdorf kann man man eigentlich nicht verlassen, ohne die Breitachklamm besucht zu haben. Und weils von oben eh nass war, haben wir den Abstecher in die Klamm am selben Tag auch noch gemacht. Hatte den Vorteil die Klamm so ziemlich für uns zu haben. Eine beeindruckende Naturschönheit ist die Breitachklamm auf jeden Fall. Leider sind meine Fotos alle nichts geworden. Auch kein ordentliches Foto habe ich am nächsten Tag vom Allgäuer Viehscheid machen können. Waren wir Freitagabend noch beim Schöllanger Viehscheid im Bierzelt und haben bei bitterkaltem Wetter dort unsere Maß getrunken, war es Samstagmorgen relativ freundlich in Oberstdorf. Sogar die Sonne kam etwas raus, allerdings erst nachdem ich als völlig unbeteidigte Zuschauerin von einer wildgewordenen Kuh über den Haufen gerannt wurde. Der Schock saß tief und als klar war, dass mir wohl bis auf den Schreck nichts zugestoßen war, habe ich die Veranstaltung doch zügist verlassen. Tagelang tat mir danach alles weh, aber ich hatte definitiv Glück im Unglück, hätte die Kuh sich anstatt mit ihrem Rücken ja auch mit Hörnern oder Hufen bei mir verewigen können.


Und somit gibt es hier leider nicht die gewünschten Albabtriebfotos mit geschmückten Kühen und dem ganzen pipapo. Und Fotos von meinem blauen Fleck am Knöchel habe ich auch nicht machen wollen. Wenigstens konnte ich mich nach dem Unfall, (bei dem sich wirklich niemand der anderen Zuschauer um mich gekümmert hat als ich da am Boden und kurzzeitig auch unter der Kuh lag) recht rasch umziehen und mich von Schlamm und Schmutz befreien und eine Runde ordentlich den Schreck weg heulen. Nochmal werde ich einen Viehscheid definitiv nicht bei wohnen.


Und so bleibt nur zu sagen: Allgäu, ich komme wieder. Bei besserem Wetter, wenn kein Almabtrieb ist. Und ich freu mich drauf!

Was wir noch gesehen haben: Esel, Kühe, Moorfalter, Dohlen, verschiedene noch zu bestimmende Schmetterlingsraupen, verschiedene Grashüpfer, Silberdisteln, Enzian.

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